Internet aus dem Äther: Was Hamnet ist – und wie du einsteigst 🛰️
„Hamnet ist das Rückgrat für digitale Kommunikation im Amateurfunk – unabhängig, leistungsstark und von Funkamateuren für Funkamateure gebaut.“ – DL0XYZ
Inhaltsverzeichnis
Was ist Hamnet?
Stell dir vor, du könntest Daten über Funk so schnell übertragen wie im DSL-Netz – ohne Internetanbieter, ohne SIM-Karte. Klingt nach Science-Fiction? Nicht für Funkamateure. Das sogenannte Hamnet (Highspeed Amateurfunk Multimedia Network) ist ein eigenständiges IP-Netzwerk, das über Funkstrecken betrieben wird – völlig unabhängig vom öffentlichen Internet.
Hamnet nutzt Amateurfunkfrequenzen im 13 cm- und 6 cm-Band und den reservierten IP-Adressraum 44.0.0.0/8 (bekannt als AMPRNet). Die Verbindungen laufen über Richtfunk, typischerweise zwischen 10 und 100 km, mit Bandbreiten von bis zu 65 Mbit/s.
Hamnet ist kein Ersatz für Netflix oder WhatsApp. Aber es ist ein technisches Rückgrat für digitale Kommunikation im Amateurfunk – für APRS, WebSDR, E-Mail via Winlink, Fernsteuerung von Relaisstationen und vieles mehr.
Wie funktioniert Hamnet technisch?
Netzwerkstruktur
Hamnet ist ein dezentrales Netz – aufgebaut von Funkamateuren, die ihre Technik, Standorte und Zeit freiwillig zur Verfügung stellen. Der Aufbau erfolgt über sogenannte Richtfunkstrecken, bei denen Antennen mit freier Sichtlinie Datenpakete austauschen.
Technische Eckdaten:
Komponente | Funktion |
---|---|
Richtfunkantenne | Verbindet zwei Knoten mit Sichtverbindung |
Router (z. B. MikroTik) | Routet Daten, vergibt IP-Adressen |
Frequenzbänder | 2,3 GHz (13 cm) und 5,7 GHz (6 cm) |
Adressbereich | 44.0.0.0/8 (AMPRNet) |
Dienste im Hamnet
Typische Angebote:
- 📻 WebSDR: Live-Mithören von Funkbändern über den Browser
- 🛰️ APRS-Server: Standortverfolgung und Datenübertragung
- ✉️ Winlink: E-Mails via Funk
- 🎥 Livestreams/Webcams: Clubstationen oder Wettercams
- 🎛️ Fernsteuerung: Zugriff auf Relais oder Stationstechnik
Diese Dienste sind im Gegensatz zum Internet nicht öffentlich, sondern nur über das Hamnet zugänglich.
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Vorteile und typische Anwendungen
Warum solltest du dich mit Hamnet beschäftigen? Weil es faszinierend ist – und weil es dir neue Möglichkeiten eröffnet, die du im normalen Internet nie hättest:
- ✅ Unabhängigkeit: Hamnet funktioniert auch bei Stromausfall, Netzüberlastung oder Blackouts – ideal für Notfunk
- 🚀 Leistung: Mit bis zu 65 Mbit/s ist Hamnet schneller als viele DSL-Anschlüsse in ländlichen Regionen
- 🔒 Sicherheit: Kein öffentlicher Zugriff, nur lizenzierte Nutzer
- 🎓 Lernfaktor: Du lernst, wie Netzwerke wirklich funktionieren – mit Routing, IP-Vergabe und Serverbetrieb
- 🤝 Gemeinschaft: Du wirst Teil eines Netzwerks aus engagierten Funkamateuren in ganz Europa
Beispiel: Im OV kann ein zentraler Hamnet-Zugangspunkt installiert werden, der es allen Mitgliedern ermöglicht, ihre Stationen zu vernetzen und Dienste gemeinsam zu nutzen.
Technik: Was du zum Einstieg brauchst
Du brauchst nicht viel – aber du brauchst das Richtige.
Mindestausstattung:
Komponente | Beschreibung |
---|---|
Funklizenz | Mindestens Klasse A in Deutschland |
Richtfunkantenne | z. B. Ubiquiti NanoStation M5 (~80 €) |
Router | MikroTik hAP oder Ubiquiti Rocket M5 |
Stromversorgung | 12 V oder PoE |
Sichtverbindung | Zu einem Hamnet-Knoten in deiner Nähe |
Optional: Outdoor-Gehäuse, Wetterschutz, Mastrohr, Halterung.
Software & Einrichtung
- RouterOS oder AirOS (je nach Gerät)
- DHCP- oder statische IP-Vergabe aus dem 44er-Netz
- Routing ins Heimnetz möglich, aber vom Internet getrennt
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Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Einstieg
1. Standortanalyse
Besuche www.hamnetdb.net und finde den nächsten Knotenpunkt. Prüfe mit Google Earth oder Funkverbindungsrechnern, ob du freie Sicht hast.
2. Hardware besorgen
Bestelle dir z. B. eine NanoStation M5 oder LHG5, ein PoE-Netzteil, ggf. einen Router und Montagematerial.
3. Antenne ausrichten
Montiere deine Antenne und richte sie exakt auf den Zielknoten aus – kleine Abweichungen können große Verluste verursachen.
4. Konfiguration
- IP-Adresse einstellen (statisch oder DHCP)
- Routing prüfen
- Dienste testen: WebSDR, Ping, SSH, etc.
5. Integration & Ausbau
- Eigene Dienste wie Webserver, APRS-Gateways oder VoIP-Server einbinden
- Teilnahme an Hamnet-Mailinglisten und lokalen Gruppen
Herausforderungen & Grenzen
Hamnet ist kein Plug-and-Play. Aber mit Geduld und Unterstützung ist der Einstieg gut machbar.
Typische Stolpersteine:
- 🔭 Keine Sichtverbindung = keine Verbindung
- ⚙️ Technikverständnis nötig: IP-Netze, Routing, Antennentechnik
- 📋 Regelwerk: Nutzung nur im Rahmen der Amateurfunkverordnung erlaubt
- ❌ Kein Internetzugang: Hamnet ist ein geschlossenes Netz – kein Streaming, kein WhatsApp
Fazit
Hamnet ist mehr als nur ein Funknetz. Es ist ein faszinierendes Projekt, das Technik, Gemeinschaft und Eigeninitiative verbindet. Du lernst nicht nur, wie Funk funktioniert – du wirst Teil eines Netzwerkes, das selbstständig und unabhängig kommunizieren kann. Gerade in Zeiten zunehmender Abhängigkeit von öffentlichen Netzen ist das ein unschätzbarer Wert.
Ob für Notfunk, digitale Clubarbeit oder einfach zum Lernen – Hamnet ist ein Abenteuer, das sich lohnt.
FAQ
1. Brauche ich eine Lizenz für Hamnet?
Ja. Nur mit einer gültigen Amateurfunklizenz (mindestens Klasse A) darfst du Hamnet nutzen.
2. Was kostet der Einstieg?
Je nach Ausstattung zwischen 150 und 300 €. Die Technik ist bezahlbar – der Mehrwert riesig.
3. Ist Hamnet wie WLAN?
Technisch vergleichbar – aber rechtlich und funktional grundlegend anders. Hamnet nutzt lizenzierte Frequenzen.
4. Gibt es öffentliche Zugänge?
Nein. Nur lizenzierte Funkamateure mit passender Technik dürfen das Netz nutzen.
5. Welche Dienste gibt es im Hamnet?
WebSDR, APRS, Winlink, VoIP, Webseiten, Chat-Server – die Liste wächst ständig.
6. Kann ich eigene Dienste einbinden?
Ja, solange sie dem Amateurfunk dienen und den rechtlichen Rahmen einhalten.
7. Gibt es Hamnet auch in meiner Region?
Sehr wahrscheinlich! Prüfe es auf hamnetdb.net.
8. Ist Hamnet notfunktauglich?
Definitiv. Als autarkes Netz ist es ideal für Krisenfälle – mit stabilen, hochbandbreitigen Verbindungen.
Tipp zum Schluss: Frag in deinem Ortsverband nach, ob jemand schon online ist – und entdecke selbst, wie das Internet aus dem Äther funktioniert! 🌐📡
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