🧊 CQ Frost: Funkverbindungen aus der Antarktis – so funktioniert’s
„Ein QSO mit der Antarktis ist wie ein Gruß vom Ende der Welt – selten, herausfordernd und unvergesslich.“
✨ Einleitung
Stell dir vor, du sitzt in deinem Shack. Es ist früher Morgen. Auf dem Monitor läuft der QO-100 WebSDR, und plötzlich – wie aus einer anderen Welt – hörst du:
„This is DPØGVN, calling CQ from Antarctica.“
Für viele Funkamateure ist das der Gänsehautmoment schlechthin. Der Kontakt mit der Antarktis ist mehr als nur ein exotischer Eintrag im Logbuch. Er steht für Weitblick, Technikleidenschaft und eine emotionale Verbindung zu einem der abgelegensten Orte der Erde.
Dieser Artikel zeigt dir, wie du selbst solche Verbindungen herstellen kannst – und was du dafür wissen, verstehen und vorbereiten solltest.
Inhaltsverzeichnis
🧭 Was ist DPØGVN?
DPØGVN ist das offizielle Rufzeichen der deutschen Forschungsstation Neumayer III, die vom Alfred-Wegener-Institut (AWI) betrieben wird. Die Station liegt am Ekström-Schelfeis und bietet Platz für rund 9 Menschen, die dort überwintern – meist Meteorologen, Geophysiker und Techniker.
Hintergrund:
- Betriebsaufnahme: 2009
- Position: 70° 40′ S, 8° 16′ W
- Funkbetrieb: Über QO-100, gelegentlich auch KW
- Antennenanlage: Spiegelantenne für Satellitenfunk, vertikale KW-Antennen
Der Funkbetrieb wird ehrenamtlich von technikaffinen Stationsmitgliedern durchgeführt – meist abends oder am Wochenende, sofern das Wetter nicht gerade für andere Aufgaben ruft.
❄️ Antarktis: Funk in einer extremen Umgebung
Funken in der Antarktis ist kein leichtes Unterfangen. Temperaturen von bis zu –50 °C, Eisstürme mit 250 km/h und die Isolation durch die lange Dunkelphase stellen Mensch und Technik vor große Herausforderungen.
Besondere Bedingungen:
- Extrem geringe Luftfeuchtigkeit
- Kein Sonnenstand über dem Horizont im Winter
- Beeinträchtigungen durch Eisreflexionen
- Polarlichter & Aurora-Effekte bei KW
Deshalb ist der Einsatz eines geostationären Satelliten wie QO-100 ein echter Gamechanger für den Antarktis-Funkbetrieb.
🛰️ QO-100: Die Verbindung ins ewige Eis
QO-100 (Qatar-OSCAR 100) ist der erste geostationäre Amateurfunksatellit, der weltweite Kommunikation über einen festen Transponder ermöglicht. Er bietet einen klar definierten Downlink-Bereich für SSB- und digitale Modi – ideal für stabile Verbindungen über Tausende Kilometer.
Warum QO-100?
- Unabhängig von Sonnenfleckenzyklen
- Kein QRM durch Industrieanlagen
- Hohe Signalstabilität
- Ideal für wissenschaftliche Einrichtungen
Frequenzen:
Betriebsart | Uplink (GHz) | Downlink (GHz) |
---|---|---|
SSB | 2.4 | 10.49 |
CW | 2.4 | 10.4899 |
DATV | 2.4 | 10.49–10.5 |
🛠️ Technik & Setup für Antarktis-QSOs
Wer DPØGVN kontaktieren möchte, braucht etwas mehr als nur ein VHF-Funkgerät. Hier ein realistisches Setup für den erfolgreichen Betrieb über QO-100:
Equipment-Tabelle:
Komponente | Empfehlung |
---|---|
Transceiver | Icom IC-9700, Yaesu FT-991A, Pluto SDR |
Upconverter | SG Labs 2.4 GHz-Transverter |
Antenne | Offset-Parabolspiegel (≥ 80 cm) |
LNB/Downlink | PLL-LNB mit Bias-T und SDR |
Software | SDR Console, Gpredict, WSJT-X |
Montierung | AZ/EL-Rotor empfohlen (optional) |
Tipp: Viele OMs nutzen eine selbstgebaute Helix-Antenne oder Patch-Feed für den Uplink – das senkt die Einstiegskosten deutlich.
👨🏫 Schulkontakte und Bildungsprojekte
Eines der schönsten Kapitel in der Geschichte von DPØGVN ist die Beteiligung an Schulprojekten.
Operation Pinguin
Im Rahmen dieser Initiative erhalten Schüler:innen in Deutschland die Möglichkeit, live mit Forscher:innen in der Antarktis zu sprechen. Die Kontakte werden über QO-100 hergestellt, oft moderiert durch erfahrene Funkamateure wie Charly Eichhorn (DK3ZL).
Ziele:
- Wissenschaft begreifbar machen
- Amateurfunk als Bildungsmedium nutzen
- Technik und Naturwissenschaften fördern
🧊 Erfahrungen aus der Praxis
„Als ich das erste Mal DPØGVN auf dem Transponder hörte, war ich sprachlos. Es fühlte sich an, als ob ich ein Fenster zum anderen Ende der Welt geöffnet hätte.“
– OM Martin, DL2MKR
Viele OMs berichten, dass der Kontakt mit der Antarktis nicht nur ein DX-Erlebnis, sondern ein emotionaler Höhepunkt ihrer Funkkarriere war.
Weitere Beobachtungen:
- Besonders in den Abendstunden ist DPØGVN gut erreichbar
- QSLs werden zuverlässig via Büro oder LOTW verschickt
- Das Team der Neumayer-Station ist freundlich, professionell und oft für einen Plausch zu haben
🎯 Fazit: Mehr als nur ein QSO
Ein Funkkontakt mit der Antarktis ist nicht einfach nur eine technische Leistung – es ist ein Symbol. Für globale Kommunikation, internationale Zusammenarbeit und die Begeisterung für Funktechnik.
Dank Satellitenbetrieb, modernen SDRs und Projekten wie QO-100 ist dieser Kontakt heute keine Utopie mehr, sondern ein realisierbares Ziel für viele Funkamateure – ob jung oder alt, analog oder digital.
Du willst selbst CQ Frost rufen? Dann fang an zu planen. Und wer weiß – vielleicht steht schon bald DPØGVN in deinem Logbuch. 73!
❓ FAQ
Brauche ich eine spezielle Lizenz für QO-100?
Nein, jede gültige Amateurfunklizenz ist ausreichend (z. B. Klasse E oder A in Deutschland).
Wie oft ist DPØGVN aktiv?
Unregelmäßig, meist in den Wintermonaten. Hinweise oft über AMSAT-DL, Twitter oder QRZ.com.
Was kostet ein QO-100-Setup?
Ein Basis-Setup liegt zwischen 300–600 €. Viele bauen Teile (z. B. Helix, Spiegel) selbst.
Welche Betriebsarten nutzt DPØGVN?
Primär SSB, gelegentlich FT8 oder SSTV bei Events.
Wie kann ich ein Schulprojekt anmelden?
Über lokale OVs, ARISS oder direkt über AMSAT-DL Kontakte knüpfen.
Gibt es eine LOTW-Verbindung für DPØGVN?
Ja – Logbuchdaten können per eQSL und LOTW bestätigt werden.
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