Funkkontakt zur ISS: Wie du mit der Raumstation ins Gespräch kommst
„Hier ist NA1SS – willkommen an Bord der Internationalen Raumstation.“
Diesen Satz einmal selbst zu hören – das ist für viele Funkamateure ein echter Gänsehautmoment. Der direkte Funkkontakt zur ISS (International Space Station) ist nicht nur möglich, sondern ein faszinierendes Abenteuer zwischen Erde und Weltraum.
Ob du Anfänger mit Handfunkgerät bist oder schon eine komplette Satellitenstation betreibst – dieser Artikel zeigt dir Schritt für Schritt, wie du die Raumstation auf deinem Gerät empfängst, mit ihr kommunizierst und Teil einer außergewöhnlichen Gemeinschaft wirst.
Inhaltsverzeichnis
Was ist ARISS?
ARISS (Amateur Radio on the International Space Station) ist ein Bildungs- und Technikprogramm, das seit über 20 Jahren Funkamateuren weltweit ermöglicht, mit Astronauten an Bord der ISS zu kommunizieren.
In enger Zusammenarbeit mit Raumfahrtagenturen wie NASA, ESA und Roskosmos werden regelmäßig Funkmodule gewartet, SSTV-Aktionen organisiert und vor allem: Kinder inspiriert.
Wusstest du, dass die erste Amateurfunkverbindung zur ISS schon im Jahr 2000 stattfand?
Technik, die begeistert: Das brauchst du wirklich
Du denkst, man braucht eine riesige Antenne auf dem Dach? Falsch gedacht! Selbst mit einem Handfunkgerät kannst du erste Erfolge feiern – vor allem beim Empfang.
Komponente | Empfehlung & Hinweise |
---|---|
Funkgerät | VHF/UHF-Gerät mit mind. 5 W – z. B. Yaesu FT-60R, Icom IC-2730 oder beliebtes China-HT |
Antenne | Dualband-Gummiwendel bis Yagi (mehr Gewinn = bessere Chancen) |
Tracking-Tool | Heavens Above, GPredict oder SatSat für Smartphone |
TNC/Decoder | Für APRS: Mobil-TNC oder Software wie Direwolf |
CTCSS 67 Hz | Notwendig für den FM-Repeater auf der ISS |
🎓 Praxisbeispiel: Ich habe mit einem Yaesu FT-60R und Arrow-Antenne schon SSTV-Bilder empfangen – vom Balkon aus!
Frequenzen & Betriebsarten der ISS
Sprachverbindung (FM-Phonie)
- Downlink: 145,800 MHz
- Uplink: 145,200 MHz (Region 1)
- Aktiv, wenn Astronauten für QSOs QRV sind (z. B. bei Schulkontakten)
APRS & Packet Radio
- Frequenz: 145,825 MHz (Simplex)
- Digipeater-Aktivität meist täglich vorhanden
- APRS-Beispiel:
DO1CHP-9>APRS,ARISS,WIDE1-1:=5220.56N/00758.12E-Test via ISS
SSTV (Slow Scan Television)
- Downlink: 145,800 MHz (FM)
- Modus: PD120 oder PD180
- Ankündigungen zu SSTV-Aktivitäten z. B. über ariss.org
Repeaterbetrieb (Crossband-FM)
- Uplink: 437,800 MHz
- Downlink: 145,990 MHz
- CTCSS: 67 Hz notwendig
- Ideal für Relaisverbindungen über die ISS
💡 Beachte den Dopplereffekt: Die Frequenz verschiebt sich beim Überflug. Besonders bei UHF wichtig – plane 3–5 Speicher mit Vor-/Nachkorrektur ein.
So läuft ein Funkkontakt zur ISS ab
Der erste Versuch ist aufregend – aber keine Sorge, mit etwas Planung klappt’s:
- Überflugzeit checken: ISS fliegt ~6 Minuten pro Pass über dich hinweg
- Frequenzen einstellen: Programmierbare Speicher nutzen
- Antennenposition beachten: freier Himmel, kein Metall über dir
- CQ rufen: „NA1SS, this is DO1CHP calling you“
- Antwort? → Glückwunsch! Wenn nicht, versuch’s beim nächsten Überflug
- QSL sichern: Über ariss.org/qsl oder via eQSL
ARISS-Schulkontakte: Wenn Kinder mit Astronauten funken
Ein Highlight für viele Schulen weltweit: ARISS-Schulkontakte, bei denen Schüler live mit der Raumstation sprechen dürfen. Die technische Umsetzung wird dabei von lokalen Funkamateuren unterstützt.
📚 Info: In Deutschland koordiniert der DARC diese Bewerbungen. Erfolgreiche Beispiele gab es u. a. in Bochum, Bayreuth und Bremen.
Erfolgstipps für Einsteiger & Profis
✅ Beginne mit Empfang: SSTV & APRS empfangen macht Spaß und motiviert
✅ Erhöhe den Horizont: Hochgelegene Orte → bessere Sicht
✅ Doppler-Tabelle nutzen: Software mit automatischer Frequenznachführung ideal
✅ Trainiere vorher: ISS-Simulation mit FM-Repeater als Trockenübung
✅ Nutze Community-Wissen: OV-Funkrunden oder Foren wie funkbasis.de
❗Tipp: Logge deine Versuche! So erkennst du Muster – z. B. bei Uhrzeiten, Elevation oder Antennenausrichtung.
Fazit: Funkkontakt zur ISS, ein Blick zu den Sternen – und ein QSO
Ein Funkkontakt zur ISS ist kein Alltags-QSO. Es ist ein Brückenschlag zwischen Erde und Weltraum, zwischen Technik und Mensch. Und es zeigt: Amateurfunk ist aktueller denn je.
Ob du SSTV-Bilder empfängst, ein Digipeat via APRS durchführst oder live mit einem Astronauten sprichst – du wirst diesen Moment nicht vergessen.
Also: Funkgerät bereit, Antenne hoch – und vielleicht hörst auch du bald:
„NA1SS – returning your call.“
FAQ: Funkkontakt zur ISS – Häufige Fragen
1. Brauche ich eine spezielle Genehmigung?
Nein, deine gültige Amateurfunklizenz reicht völlig aus.
2. Kann ich auch nur zuhören?
Natürlich – besonders SSTV und APRS sind ideale Einstiegsmöglichkeiten.
3. Wann ist die ISS erreichbar?
Mehrmals täglich – genaue Zeiten via Heavens Above oder GPredict.
4. Wie lange dauert ein Überflug?
Zwischen 6 und 10 Minuten, abhängig vom Elevationswinkel.
5. Gibt es Bestätigungen für Kontakte?
Ja! QSL-Karten sind über das ARISS-Büro erhältlich oder digital über eQSL.
6. Was ist der Dopplereffekt beim Funken?
Frequenzverschiebung durch Bewegung – bei Satellitenfunk kritisch.
7. Was bringt mir APRS über die ISS?
Spannung pur! Dein Rufzeichen geht einmal um die halbe Welt – via Raumstation.
8. Wie weiß ich, ob der Repeater aktiv ist?
Aktuelle Infos oft im ARISS Twitter-Feed oder im DX-Cluster.
9. Welche Betriebsart ist am einfachsten?
SSTV und APRS sind für Einsteiger ideal – Sprachkontakte erfordern etwas mehr Glück.
10. Muss ich Englisch sprechen?
Ja – wenn du einen Astronauten direkt rufst, sollte dein Ruf in einfachem Englisch erfolgen.
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