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Satellitenfunk für Funkamateure: So geht’s mit OSCAR & Co.

Satellitenfunk im Amateurfunk

Einleitung: Vom Himmel gefunkt – Faszination Satellitenfunk

„Papa, ich höre da jemanden aus Brasilien!“ – So oder so ähnlich begann mein Einstieg in den Satellitenfunk für Funkamateure. Was zunächst wie Magie wirkte, ist tatsächlich Physik – und ein faszinierender Zweig unseres Hobbys. Funkkontakte über Satelliten ermöglichen Verbindungen rund um den Globus – ganz ohne Internet oder Handynetz. Gerade für Funkamateure ist das ein spannendes Feld mit viel Potenzial.

In diesem Artikel zeige ich dir, wie du mit OSCAR-Satelliten in den Orbit funkst – Schritt für Schritt, praxisnah und verständlich.


Inhaltsverzeichnis

  1. Was ist Satellitenfunk im Amateurfunk?
  2. Die Geschichte der OSCAR-Satelliten
  3. Welche Satelliten sind aktuell aktiv?
  4. Welche Technik brauchst du für den Einstieg?
  5. Wie finde ich heraus, wann ein Satellit erreichbar ist?
  6. Welche Betriebsarten sind im Satellitenfunk üblich?
  7. So gelingt dein erstes QSO über Satellit
  8. Herausforderungen und Tipps aus der Praxis
  9. Fazit: Dein Start in die Welt der Amateurfunksatelliten
  10. FAQ: Häufige Fragen zum Satellitenfunk

1. Was ist Satellitenfunk im Amateurfunk?

Satellitenfunk bedeutet, dass Funkamateure Signale über künstliche Satelliten austauschen – ganz legal, mit Genehmigung und im Sinne des Amateurfunkdienstes. Diese Satelliten, meist Kleinsatelliten im Low Earth Orbit (LEO), sind speziell für den Amateurfunk entwickelt.

Sie funktionieren als sogenannte Repeater im All: Du sendest ein Signal auf einem bestimmten Uplink-Frequenzband – und der Satellit gibt es auf einem Downlink-Frequenzband weiter. Das ermöglicht weltweite Kommunikation – auch mit kleinen Antennen.

Vorteile des Satellitenfunk für Funkamateure:

  • Weltweite QSOs ohne Kurzwelle
  • Experimente mit Dopplereffekt & Antennentechnik
  • Zusammenarbeit mit Raumfahrt- und Bildungsprojekten
  • Einstieg in Funkbetrieb mit wenig Leistung (QRP möglich)

Wichtige Begriffe:

BegriffErklärung
UplinkFrequenz, auf der du zum Satelliten sendest
DownlinkFrequenz, auf der der Satellit zurücksendet
TransponderEmpfangs-/Sendeeinheit im Satelliten
LEOLow Earth Orbit (bis 2000 km Höhe)
OSCAROrbiting Satellite Carrying Amateur Radio (Nummernsystem)

2. Die Geschichte der OSCAR-Satelliten

Der erste Amateurfunksatellit hieß OSCAR-1 und wurde bereits 1961 – nur vier Jahre nach dem Sputnik – gestartet. Das zeigt: Der Amateurfunk war von Anfang an bei der Eroberung des Weltraums dabei.

Seitdem wurden über 100 OSCAR-Satelliten ins All gebracht. Viele wurden von Funkamateuren entwickelt – oft in Zusammenarbeit mit Universitäten. Organisationen wie AMSAT (Amateur Satellite Corporation) koordinieren viele dieser Projekte.

Meilensteine:

  • OSCAR-1 (1961): Erster Amateurfunksatellit
  • AO-7 (1974): Noch heute gelegentlich aktiv!
  • AO-51 (2004): Sehr populärer FM-Satellit bis 2011
  • FO-29 (1996): CW/SSB-Transponder, immer noch aktiv

Quellen:

3. Welche Satelliten sind aktuell aktiv?

Es gibt eine Vielzahl aktiver Satelliten. Hier ein Auszug:

NameUplinkDownlinkModus
SO-50145.850436.795FM (PL 67.0)
AO-91145.960435.250FM (PL 67.0)
AO-92145.880435.350FM (PL 67.0)
ISS145.990437.800APRS / FM Voice
FO-29145.900-975435.800SSB/CW

Tipp: Aktuelle Frequenzen und Status findest du bei www.amsat.org/status oder mit Apps wie „DroidSat“ oder „ISS Detector“.

4. Welche Technik brauchst du für den Einstieg?

Der Einstieg ist günstiger, als du denkst. Viele QSOs lassen sich mit einfacher Ausrüstung realisieren:

Minimal-Setup für FM-Satelliten (z. B. SO-50)

  • Handfunkgerät (z. B. Yaesu FT-60, Kenwood TH-D74)
  • Duoband-Antenne oder Yagi-Antenne (z. B. Arrow Antenna)
  • Duplexer oder zwei Geräte (für gleichzeitigen Uplink/Downlink)
  • Sat-Tracker-App (z. B. ISS Detector)

Fortgeschrittenes Setup (SSB, digitale Modi)

  • Duoband-Transceiver (z. B. IC-9700, FT-991A)
  • Richtantennen mit Rotor
  • Computersteuerung / CAT
  • SDR zur Aufzeichnung

5. Wie finde ich heraus, wann ein Satellit erreichbar ist?

LEO-Satelliten sind nur wenige Minuten über deinem Horizont. Daher musst du wissen, wann genau ein Überflug stattfindet.

Tools zur Bahnberechnung

  • Webseiten: www.n2yo.com, www.heavens-above.com
  • Software: Gpredict (Linux/Windows), Orbitron
  • Apps: ISS Detector (Android), SatSat (iOS)

Diese Programme zeigen:

  • Zeit des Überflugs
  • Elevation (Winkel über dem Horizont)
  • Richtung des Auftauchens/Untergangs
  • Frequenzkorrekturen (Dopplereffekt)

6. Welche Betriebsarten sind im Satellitenfunk üblich?

Je nach Satellit kommen unterschiedliche Modi zum Einsatz. Hier eine Übersicht:

ModusBeschreibungBeispiel-Satelliten
FMEinfach, Push-to-Talk, ideal für EinsteigerAO-91, SO-50
SSB/CWSprach-/Morsetelegrafie mit kleiner BandbreiteFO-29, AO-7
APRSPaket-Radio über SatellitISS, FalconSat-3
DigitalPSK31, FT8 über Satellit möglich(Experimente, z. B. IO-86)

Beachte: Jeder Modus hat eigene Regeln – etwa was Leistung, Bandbreite und Zugriffszeiten angeht.

7. So gelingt dein erstes QSO über Satellit

Ein QSO über Satellit klingt erstmal nach Raketenwissenschaft – ist es aber nicht. Hier zeige ich dir, wie du erfolgreich Kontakt aufnimmst:

Schritt-für-Schritt-Anleitung (am Beispiel AO-91)

  1. Überflug berechnen: Nutze z. B. die App „ISS Detector“.
  2. Frequenz einstellen:
    • Uplink: 145.960 MHz (PL-Ton 67.0 Hz)
    • Downlink: 435.250 MHz
  3. Richtantenne ausrichten: Satellit taucht meist im Westen oder Osten auf.
  4. Senden & Hören:
    • Rufzeichen ansagen, z. B. „CQ Satellite, hier DO1CHP“
    • Anderen Ruf aufgreifen: „DO1XYZ von DO1CHP, 59 in JO42“
  5. Logbuch führen: Uhrzeit, Satellit, Rufzeichen, Locator notieren

Tipps für den Erfolg:

  • Nur kurze Durchgänge (max. 15 Sekunden)
  • Gute Audioqualität entscheidend
  • Rücksichtnahme & Timing: nicht reinrufen!

Beispiel-QSO:

„DO1XYZ von DO1CHP, danke für den Kontakt. QTH ist Nähe Osnabrück, 73!“

8. Herausforderungen und Tipps aus der Praxis

Typische Probleme

  • Dopplereffekt: Frequenzverschiebung bei SSB-Betrieb
  • Richtantennen ausrichten: ohne Rotor anspruchsvoll
  • Störungen durch andere Stationen
  • Kurze Sichtbarkeitsdauer (ca. 10 Minuten pro Pass)

Lösungen

  • Frequenzanpassung live mit VFO/Memory
  • Training mit SDR-Empfang vor erstem QSO
  • Einfach anfangen: FM-Satelliten mit Handgerät sind ideal

9. Fazit: Dein Start in die Welt der Amateurfunksatelliten

Der Satellitenfunk für Funkamateure öffnet dir eine neue Dimension des Amateurfunks – wortwörtlich. Du brauchst keine teure Ausrüstung, sondern nur Neugier, etwas Technikverständnis und Geduld.

Beginne mit einem FM-Satelliten und Handgerät. Übe das Hören. Beobachte Überflüge. Und dann – geh auf Sendung! Vielleicht funkt dir ja bald jemand aus Südamerika zurück.

10. FAQ: Häufige Fragen zum Satellitenfunk für Funkamateure

1. Brauche ich eine spezielle Lizenz für Satellitenfunk? Nein, deine normale Amateurfunklizenz reicht aus (je nach Klasse für unterschiedliche Frequenzen).

2. Ist der Einstieg teuer? Nein, ein Handfunkgerät und eine Richtantenne reichen für den Anfang.

3. Wie lange dauert ein Überflug? Zwischen 5–15 Minuten. Je höher die Elevation, desto länger.

4. Kann ich Satelliten auch nur empfangen? Klar! Mit einem SDR-Stick kannst du viele Satelliten problemlos empfangen.

5. Wie finde ich andere Stationen zum Funken? Einfach während des Überflugs mithören und aufrufen. Es gibt auch Foren und Telegram-Gruppen.

6. Gibt es digitale Betriebsarten? Ja, z. B. APRS oder experimentell FT8 über bestimmte Satelliten.

7. Muss ich beim Senden auf den Satelliten zielen? Idealerweise ja – zumindest grob mit einer Yagi oder LogPer.

8. Wie dokumentiere ich meine QSOs? Logbuch führen – ideal mit UTC-Zeit, Satellit, Frequenz, Rufzeichen.

9. Was ist der Dopplereffekt und warum ist er wichtig? Er verändert die Frequenz bei Bewegung – du musst sie anpassen, sonst „verlierst“ du das Signal.

10. Welche Apps helfen mir beim Einstieg? ISS Detector, Gpredict, SatSat – je nach Betriebssystem.

Ich bin Christian – Familienvater, leidenschaftlicher Funkamateur und das Rufzeichen DO1CHP ist weit mehr als nur eine Kennung: Es ist Ausdruck meiner Begeisterung für den Amateurfunk, meiner Neugier auf Technik und meiner Freude daran, Wissen weiterzugeben. Mein Blog ist das digitale Aushängeschild meiner Station, meiner Person und meines Engagements für das schönste Hobby der Welt. Ich möchte den Amateurfunk für alle greifbar machen – ob absolute Neulinge oder erfahrene "alte Hasen". Hier findest du praxisnahes Wissen, persönliche Einblicke und aktuelle Entwicklungen aus der Welt des Funks. Die Themen reichen von „DO1CHP im Fokus“ über Community & Events, Grundlagen des Amateurfunks, Weiterbildung & Ressourcen, Betriebsarten & Technik, Praktische Anwendungen bis hin zu Trends & Innovationen im Amateurfunk. Mein Ziel: Begeisterung wecken, verständlich erklären und den Einstieg so einfach wie möglich machen – mit echtem Mehrwert und einem offenen Ohr für die Community. Amateurfunk bedeutet für mich nicht nur Technik, sondern auch Gemeinschaft, Lernen und weltweite Verbindungen. Wenn du auf der Suche nach Inspiration, Wissen oder einem Einstieg in den Amateurfunk bist, bist du hier genau richtig. Willkommen bei DO1CHP – deiner Quelle für Funkleidenschaft mit Herz und Verstand.

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